skurril [skʊˈriːl] adj. grotesque, bizarre, absurde
Scharfsinn [‚ʃarfzɪn], der -(e)s la sagacité, la perspicacité, la finesse d’esprit
Scharfsinnig fühlt sich hell an. Es leuchtet einem ein. Es trägt bunte Farben und wärmt im Inneren. Der Scharfsinn ist genauso, wie er ist.
Vor kurzem traf ich vierzig Stunden lang meine Eltern. Die Hochzeit einer Cousine in chicer Pariser-Umgebung war der Anlass. Ich hatte meine Mutter und meinem Vater vorher Monaten lang nicht gesehen.
Abrupte Treffen scharfen die Sinne. Die Knappheit der Zeit schafft einer gewissen Distanz. In so kurzen Augenblicken nähere ich mich nur bedingt den Menschen, so nah und vertraut sie mir auch sein mögen. Vielmehr umkreise ich sie. Ich schlüpfe in eine Beobachterrolle. Im Rausch der Sinne sauge ich Eindrücke ihres Seins auf. Im Nachhinein fühlen sich solche Momente wie Erkenntnisse an.
Während der Rückfahrt leuchtete es mir ein: meine Eltern sind skurril. Sie verstehen es, wie keine anderen Menschen, jeder Situation eine Prise merkwürdiger Absurdität einzuhauchen. Das beinhaltet eine leichte Brutalität. Jede Situation könnte aus dem Ruder laufen. Aber alles bleibt, unschuldig und unbenommen. Lebenslang begleitete mich diese Haltung. Ihr (und ihnen) verdanke ich einen eigenartigen Sinn für Humor. Das Wort „skurril“ ist nicht genauso in der französischen Sprache. Es sind mehrere Wörter, die seinen Sinn transportieren. Ich brauchte aber das Wort, um zu erkennen, wie meine Eltern sind. Absurd und merkwürdig, manchmal grotesk. Ganz genau: skurril. Die Brutalität in dieser Haltung fördert und erfordert einen scharfen Sinn. Jede Situation muss genauso so sein, wie sie ist. Wäre sie es nicht, wären sie nicht so skurril.
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